Olympia-Vorbereitung war Ide-Jahl
Marlene Jahl ist bereit für das österreichische Taekwondo-Olympia-Comeback in Paris 2024 nach 20 Jahren.
Am Samstag um 11.11 Uhr steht die 29-jährige Oberösterreicherin im Pariser Grand Palais in der Schwergewichts-Klasse + 67 Kilogramm auf der Matte und trifft im Achtelfinale auf die Asienmeisterin Zeqi Zhou aus China.
Der Weg zur Olympiaqualifikation war eine Achterbahnfahrt, der Weg zum Olympiawettkampf eine bis ins letzte Detail durchgeplante Route. In die sechs Wochen Vorbereitung auf Paris hat Trainer Markus Weidinger mit zwei Europameisterinnen und der französischen Nummer eins der Welt hochkarätige Sparringpartnerinnen hineingepackt.
Das harte Programm sei ideal gewesen, meint Marlene Jahl: „In meiner zweiten Vorbereitungswochen habe ich einen Block in Deutschland bei Europameisterin Lorena Brandl absolviert. Ich muss sagen, dass ich da gesehen habe, wo ich stehe. Ich hatte mir ja bei der EM Mitte Mai den Fuß gebrochen, da hat dann doch noch einiges gefehlt. Der zweite Block in Frankreich vor zehn Tagen mit Althéa Laurin, der Nummer eins der Welt und Europameisterin bis 73 Kilogramm, war für mich sehr wichtig. Ich bin topfit, habe ein gutes Gefühl und meine Distanzen bei den Kicks wieder gefunden. In den letzten Tagen haben wir ein paar Feinheiten ausgebessert und richtig gut gearbeitet. Die Form passt, ich bin bereit für Samstag.“
Vorbereitungskampf gegen die Nummer 1
Einen Eindruck, den Trainer Markus Weidinger bestätigt: „Die Möglichkeit mit dem französischen Nationalteam in Ury, abseits vom Olympia-Stress in Paris, zu trainieren war optimal. Marlene konnte die Topfavoritin und führende im Olympic Ranking unter Wettkampfbedingungen mit Kampfrichter und E-System einen Testkampf bestreiten. Sie hat zwar 2:0 verloren, aber es waren beide Runden sehr knapp und die Gegentreffer sind eher aus Unkonzentriertheiten entstanden. Seit diesem Kampf war jedes Training ein Schritt nach vorne. Der gesamte Aufenthalt in Paris war auch mental extrem wichtig. Das Kennenlernen des Olympischen Dorfes, die Olympia-Luft zu schnuppern, den Medienrummel zu erleben und natürlich die gewaltige Eröffnungsfeier. Das alles waren super Erfahrungen, um sich jetzt voll auf das Wesentliche zu konzentrieren.“
Olympia-Eindrücke verarbeiten
Die Heeressportlerin war tatsächlich vom ersten Olympia-Kontakt beeindruckt: „Ich bin sehr froh, dass wir meinen Paris-Aufenthalt geteilt haben. Es hat mir geholfen, diese extremen Eindrücke zu verarbeiten. Ich bin ins Olympische Dorf gekommen, da wären mir fast die Augen rausgefallen. Ich habe es mir richtig cool vorgestellt, aber es hat alle Erwartungen komplett übertroffen. Dann die Eröffnungsfeier auf dem Boot zu erleben, wenn die Menschenmassen einem zujubeln – das ist echt unglaublich. Es war einfach eine richtig tolle Erfahrung!“
Das soll auch auf der Matte im ehrwürdigen Grand Palais so bleiben. Die harte Auslosung, die im Achtelfinale das Duell gegen die Asienmeisterin bringt und in einem eventuellen Viertelfinale voraussichtlich eines gegen die koreanische Olympia-Zweite von Tokio Dabin Lee, sieht Jahl entspannt: „Wenn man bei Olympischen Spielen eine der 16 besten Athletinnen ist, gibt es keine ,g‘mahte Wiesen‘. Man muss sich einfach durchkämpfen und auf der Matte abliefern, egal wer die Gegnerin ist. Ich habe mich gezielt vorbereitet und wir haben die Taktik gut abgestimmt. Ich kenne die Chinesin zwar nur von Videos, aber ich bin gut beraten, mich auf meine Stärken zu fokussieren. Wichtig ist, dass ich meine etwas längere Distanz, wo ich mich wohlfühle, auch ausspiele. Sie kämpft lieber über die kurze Distanz.“
Die Zielsetzung der WM-Dritten von 2022 ist klar: „Ich will einfach gut kämpfen, meine Sachen abrufen und vom Kopf bereit sein. Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich möchte es nicht an einem Ergebnis festmachen. Wenn ich im Kopf locker bin und mir selbst nicht zu viel Druck mache, ist viel möglich. Ich will nur die beste Marlene sein, die in dem Fall möglich ist – dann kann ich stolz auf das Abenteuer Olympische Spiele blicken.“